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Trockenes Auge und Lidentzündung Trockenes Auge und Lidentzündung finger print iris scan © Tyler Olson

Trockenes Auge und Lidentzündung

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  • Autor: Dr. med. Christian Heuberger
  • Erschienen: Ratgeber Gesundheit
  • Erscheinungsjahr: 2010

Viele Menschen haben Beschwerden, die durch ein trockenes Auge bzw. Lidentzündung hervorgerufen werden. Normalerweise benutzen wir unsere Augen, ohne dass sie uns bewusst werden. Druckgefühl, Brennen und Tränen der Augen oder Jucken der Lider sind besonders ab dem mittleren Lebensalter sehr verbreitert und lenken unsere Aufmerksamkeit auf unangenehme Weise auf die Augen.

Beim Blick in den Spiegel fällt uns eine Rötung auf und wir hören Fragen wie: „Hast Du geweint?“ oder „Hast Du was getrunken?“. Die schlechte Nachricht ist, dass solche Oberflächenerkrankungen wie die Benetzungsstörung selten heilbar sind. Die gute Nachricht ist, dass Ihr Augenarzt Ihnen helfen kann, die Beschwerden soweit zu lindern, dass Sie gut damit umgehen können.

Unterschieden wird in eine Tränenfilmdysfunktion - bekannter als „trockenes Auge“ - und eine Lidentzündung (Blepharitis); häufig liegt in unterschiedlicher Ausprägung beides vor.

Vorgeschichte

Neben der lokalen, oft ausgeprägten Befindlichkeitsstörung interessieren Vorerkrankungen wie ansteckende Bindehautentzündung oder Operationen (z. B. eines Gersten- oder Hagelkorns). Eine Auflistung von bereits verwendeten Präparaten ist hilfreich. Von Bedeutung ist auch, ob jemand Kontaktlinsenträger ist oder war sowie ob Allgemeinerkrankungen, Allergien und besonders Hauterkrankungen bekannt sind. Die Beschaffenheit anderer Schleimhäute spielt ebenfalls eine Rolle: Ist der Mund oder die Nase auch trocken? Die Dauer und die Intensität der Beschwerden können weitere Hinweise auf Ursachen geben (z. B. Auftreten in den Wechseljahren). Treten die Beschwerden schon morgens auf weist dies auf eine gestörte Funktion der Liddrüsen hin. Nehmen die Symptome im Tagesverlauf zu spricht dies für eine Reduktion des wässrigen Tränenfilms.
 

Untersuchungsgang

Schon ohne Hilfsmittel können Haut- und Lidveränderungen sowie mögliche Seitenunterschiede erkannt werden. Lidschlagfrequenz, Lidstellung und Lidschluss, mögliche Bindehautvernarbungen sowie Lidrandrötung sind von Bedeutung. Mit dem Mikroskop (Spaltlampe) werden verstopfte Drüsenausführungsgänge, Wimpernverlust, unregelmäßiger Tränenspiegel, Schaum- und Schuppenbildung, Bindehautfalten, Veränderungen der Lidrückseiten sowie Hornhautnarben festgestellt.
 

Zusätzliche diagnostische Verfahren

Obwohl in den meisten Fällen die Diagnose einer Benetzungsstörung oder Lidentzündung gut gelingt, sind bei schwierigen Fällen weitere Untersuchungen zur Differenzierung und Therapieoptimierung sinnvoll. Die Hornhautsensibilität kann im Seitenvergleich z. B. bei Herpesinfektionen oder Zuckerkrankheit vermindert sein. Die reduzierte Tränenfilmaufreißzeit (break up time – BUT) deutet auf die häufigere qualitative Benetzungsstörung hin. Mit dem Schirmer-Test kann die Tränenmenge gemessen und so ein Volumenmangel nachgewiesen werden. Verschiedene Farbstoffe stellen den Tränenfilm dar bzw. färben geschädigte Zellen der Augenoberfläche an. Neuere Verfahren können den Tränenfilm ohne Farbstoffe analysieren (z. B. Tearscope®). Weitere Untersuchungsverfahren wie die Impressionszytologie sind wegen des teilweise ausgeprägten Aufwandes Spezialabteilungen meist in Universitätskliniken vorbehalten.
 

Therapie

Die Therapie erfordert vom Patienten und vom Arzt viel Geduld, da - wie bereits erwähnt -meist keine Heilung, sondern nur eine Linderung möglich ist. Oft kann mit einfachen Mitteln aber viel erreicht werden. Die Therapie muß individuell zusammengestellt und häufig nach Wochen angepasst werden. Eine klare Zuordnung in Mindersekretion (wässrig-muzinöse Tränenfilmstörung) oder Mangel der Lipidschicht (vermehrte Verdunstung) sowie die Behandlung evtl. vorhandener Lidentzündung sind wichtig. Viele Patienten sagen zu recht: „Ich habe doch gar kein trockenes, sondern ein tränendes Auge“. Dies erklärt sich dadurch, dass eine trocken gewordene Oberfläche ein Tränen nach sich zieht, ohne dass eine gute Benetzung zustande kommt. Ziel der Therapie ist hier die Verbesserung der Tränenqualität, nicht der Tränenmenge.
 

Substitutionstherapie mit Tropfen, Gelen, Salben und Sprays

Eine große Auswahl an Präparaten steht zur Behandlung des „trockenen Auges“ zur Verfügung. Unkonservierte Mittel sind zu bevorzugen, da gerade bei häufigem Gebrauch Konservierungsmittel die Oberfläche unnötig reizen. Es gibt dünnflüssige (niedrigvisköse) und dickflüssigere (höhervisköse) Präparate sowie Lipidzusätze. Zu den niedrigviskösen zählen Polyvinylalkohol (PVA), Polyvinylpyrrolidon (Povidon, PVP), Tamarindensamen-Polysaccharid, niedrigvisköse Hyaluronsäure oder Zelluloseabkömmlinge. Diese eignen bei Mindersekretion oder vermehrter Verdunstung.

Die höherviskösen Präparate wie Carbomere und Hyaluronsäure haben durch eine bessere Haftung eine längere Verweildauer, können jedoch an den Lidern kleben und länger leichtes Verschwommensehen verursachen. Ihr Einsatz ist bei schwereren Tränenfilmstörungen zweckmäßig. Sie wirken wie ein flüssiger Verband.

Antibiotika, Entzündungshemmer und Serumtropfen sind speziellen Krankheitsbildern vorbehalten. Wenn die Lipidschicht des Tränenfilms beeinträchtigt ist können Sprays eine Linderung bewirken. Erste Maßnahme bei Lipidmangel ist jedoch die Lidpflege.
 

Lidpflege - Reinigung des Lidrands

Die Reinigung des Lidrands ist bei allen Formen von Lidentzündung der wichtigste therapeutische Schritt. Der Betroffene sollte 2-3mal täglich mithilfe eines Wattestäbchens oder mit angefeuchteten Reinigungstüchern selbständig den Lidrand entlang der oberen und unteren Lidkante zart massieren. Auch milde Reinigungslösungen, die von der Industrie seit kurzem speziell für diesen Zweck hergestellt werden, können gut Schuppen und überschüssige Fettanteile aus den Wimpern entfernen. Zur Einschmelzung der Talgpfropfe und zur Verflüssigung des Sekrets werden warme Umschläge auf die Lider aufgelegt. So kann die häufige Verstopfung der Meibom-Liddrüsen vermindert werden. Der Tränenfilm erhält wieder eine natürlichere Zusammensetzung.
 

Weiterführende Therapie

Eventuell wird Ihr Augenarzt abhängig vom Befund und vom Erfolg von bereits durchgeführten Behandlungen zu weiterführenden Therapieverfahren wie entzündungshemmenden Medikamenten oder Antibiotika raten. Manchmal helfen auch chirurgische Verfahren, z. B. bei Lidfehlstellungen oder störenden Gerstenkörnern.

Grundsätzlich können milde Formen von „trockenem Auge“ und Lidrandentzündung auch selbst behandelt werden. Ihren Augenarzt als Fachmann bzw. Fachfrau sollten Sie jedoch aufsuchen, wenn keine deutliche Linderung der Beschwerden eintritt oder die Beschwerden länger als drei Monate bestehen. Auch wegen möglicher Spätschäden bei chronischer Entzündung wird eine augenärztliche Untersuchung vom Berufsverband der Augenärzte ab dem 40. Lebensjahr empfohlen.

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